In der grünen Hölle oder im grünen Paradies?

Dorf am AmazonasEs sollte eines der Highlights meiner Perureise werden: ein Trip in den Amazonas-Regenwald. Mal so richtig in den Dschungel. Aber für den Anfang nicht zu abenteuerlich, sondern schön gediegen in einer Lodge. Und weil das leider ziemlich teuer ist, nur für zwei Nächte und drei Tage.

Mein Dschungeltrip beginnt in Iquitos. Eine, trotz ihrer Lage mitten im tropischen Regenwald, ziemlich große Stadt, die nur über den Luft- oder Wasserweg erreichbar ist. Iquitos spielte einst eine bedeutende Rolle während des Kautschukbooms Ende des 19. Jahrhunderts, als reiche Kautschukbarone ihre Villen reich mit Azulejos aus Portugal verzierten und die indigene Bevölkerung sklavenartig und menschenverachtend schuften ließen (spannende Literaturempfehlung zu diesem Thema: „Der Traum des Kelten“ von Mario Vargas Llosa).

verrückter MototaxisverkehrUnd hier finde ich die „grüne Hölle“, nur nicht ganz so grün. In dieser Stadt ist es unerträglich heiß und schwül. Wieder einmal die Art von Hitze, bei der ich das Gefühl habe auf der Stelle einfach zu verpuffen und nur ein kleines Häufchen Asche und eine kleine Rauchwolke von mir zu hinterlassen. Dann noch dieser ohrenbetäubende Verkehrslärm, im wesentlichen verursacht von den Hunderten knatternden Mototaxis. Jetzt weiß ich auch was es bedeutet, wenn der Lonley Planet von einer quirligen Stadt spricht! Aber gut, ich muss ja nur eine Nacht vor und nach dem Dschungeltrip hier sein.

Muyuna-LodgeUnd dann geht’s auf in den Dschungel! Nach drei Stunden Fahrt im Schnellboot den Amazonas aufwärts legen wir am Steg der Muyuna-Lodge an. Die auf Stelzen stehenden Hütten der Lodge liegen direkt am Ufer, umgeben von Wald. Jede Hütte hat einen Balkon mit Hängematten. Ich glaube, ich könnte die nächsten Tage auch einfach in der Hängematte schaukeln und den Geräuschen des Waldes lauschen. Aber nein, dafür kostet das alles zu viel und die Gastgeber wollen auch, dass wir was erleben und halten uns gut auf Trab. Soviel Zeit zum Relaxen in der Hängematte bleibt da gar nicht.

AffeAm ersten Tag brauchen wir uns wenigstens nicht groß zu bewegen. Nachmittags geht es gemütlich auf Bootstour. Im Vorbeituckern können wir jede Menge Vögel, verschiedene Affen und auch ein Faultier beobachten. Nach dem Abendessen, geht es dann nochmal ins Boot. Die Guides versuchen kleine Kaimane zu finden und zu fangen, was nach einer Weile auch gelingt. Der arme kleine, etwa zweijährige Kaiman hat hoffentlich kein Trauma von dem Blitzlichtgewitter davon getragen.

PiranhasAm zweiten Tag müssen wir uns dann selbst fortbewegen. Am Vormittag machen wir einen Spaziergang im Wald und sehen eigentlich nichts. Mit einem vor Ort selbst gebastelten Rucksack aus Palmenblättern hält uns der Guide bei Laune. Am Nachmittag muss ich mit zum Piranha-Angeln. Eine recht langweilige Angelegenheit. Mindestens zwei Leute hatten aber Spaß, denn ihnen gelang es auch ein paar Piranhas zu angeln.

Am Abend gibt es dann nochmal einen Spaziergang durch den Wald. Dieses Mal sehen wir wenigstens eine riesige Kröte, eine Tarantel und viele Moskitos, die trotz Mückenspray und Kleidung fröhlich mein Blut saugen.

Graue FlussdelfineBevor es am dritten Tag wieder zurück nach Iquitos geht, stehen noch die rosa und grauen Flussdelfine auf dem Programm. Da die Delfine ihr Auftauchen aus dem Wasser leider nicht ankündigen, ist es etwas schwierig ein Foto von ihnen zu erhaschen.

Dann ist das „Dschungelabenteuer“ auch schon wieder vorbei. Von der Tierwelt hatte ich mir zwar etwas mehr erwartet, aber die idyllische Lage der Lodge und die tollen Hütten haben den Aufenthalt wirklich fast paradiesisch werden lassen.

Der Regenwald – das grüne Mysterium

Das Amazonastiefland. Ein grünes Mysterium. Da wollt ich doch auch mal hin. Jetzt in Ecuador war das endlich möglich.

Ecuador hat zwar keinen direkten Anteil am Amazonas, ist aber Ursprungsland zahlreicher Quellflüsse. In Ecuador heißt dieser Teil des Landes auch schlicht Oriente, Osten.

Da mein gewohntes Habitat ja eher die gemäßigten Klimazonen sind, war ich mir nicht ganz sicher ob mir auch der Regenwald gefallen würde. In meiner Vorstellung regnet es dort immer, ist es ziemlich schwül-heiß und es hat unerträglich viele Mücken. So entschied ich mich sicherheitshalber erst einmal nur für eine eintägige Dschungeltour am Río Napo.

Los ging es von Puerto Misahuali mit dem Motorkanu zur ersten Station, einem indigenen Dorf. In einem der traditionellen, auf Pfählen gebauten Holzhäusern gab es bereits den ersten Snack. Dicke Maden in einem kleinen Bananenblattpacket und Salzwasser gekocht. Sieht ziemlich unappetitlich aus, schmeckt aber überraschend lecker. Durch das Garen direkt auf der Glut erhalten die Maden ein Aroma wie geräuchert. Dazu gab es Kochbananen und Yuca. In dem Haus mit der offenen Feuerstelle gab es dann auch die ersten Schweißausbrüche und das nicht vor Ekel vor den Maden! Übrigens, neben dem offenen Feuer gibt es auch einen richtigen Gasherd, Strom und natürlich Satelittenfernsehen. Die Dorfgemeinschaft lebt von der Landwirtschaft. Bioanbau ist hier selbstverständlich und darauf ist man stolz.

Weiter ging die Fahrt mit dem Motorkanu zur nächsten Station. Nun war ich schon sehr glücklich über den kühlenden Fahrtwind.

Der Guide führte uns auf einen kurzen Spaziergang quer durch den Wald. Was ist das für ein Guide, der kein Messer dabei hat? Ein Glück war die Deutsche mit dem nigelnagelneuen Schweizer Taschenmesser dabei! Und was für ein Einweihungsfest für mein neues Taschenmesser! Es durfte ein Rohr für Pfeile basteln, verschiedene Pflanzen mit medizinischer Wirkung, ein fächerartiges Blatt, aus dem man lustige Hüte basteln kann, abschneiden und sogar einen Termitenbau ankratzen. Temperaturzwischenstand: Im Schatten des Waldes erträglich. Am Ende des furiosen Taschenmessereinweihungsfestes gelangten wir bei einem anderen Dorf mit einem kleinen Museum an. Das Museum stellt einige Fallen aus mit denen früher und zum Teil auch heute noch gejagt wird. Der Museumswärter hatte viel Freude daran uns jede Falle bis ins kleinste Detail zu erklären. Unsere Freude schwand jedoch von Ausstellungsstück zu Ausstellungsstück. Irgendwann war aber auch das überstanden und wir durften zur Belohnung ein wenig in Hängematten entspannen.

Und weiter ging die Fahrt zur nächsten Station, dem AmaZOOnico, einer Tierauffangstation. Temperaturzwischenstand: Absolut unerträglich schwül-heiß, komplett nassgeschwitzte Klamotten. Unter diesen Umständen hatte ich nicht viel Spaß mehr daran verschiedene Affen in Käfigen und Kaimane in Tümpeln zu betrachten. Die ersehnte Abkühlung brachte endlich die Rückfahrt mit dem Motorkanu bei bereits vorabendlich schöner Lichtstimmung.

Fazit also, einzig meine Befürchtung über die viel zu heißen Temperaturen wurden bestätigt. Geregnet hat es keinen Tropfen. Auch Mücken waren kein Problem, oder das Autan so gut.