Wer eine Reise nach Kuba plant, bekommt leicht den Eindruck in Kuba sei alles total anders. Als ob die größte Antillen-Insel nicht von dieser Welt sei. Und dann kommen noch die selbsternannten Spezialisten und erzählen einem von politischen Gefangenen und dass es mit der Meinungsfreiheit nicht weit her sei.
Kommt man dann endlich selbst auf der Insel an stellt man fest, Kuba ist eben doch nicht Nordkorea!
Schon die Passkontrolle bei der Einreise fällt wesentlich gelassener aus als gedacht. Nach der unbedingt notwendigen Bescheinigung über eine Auslandskrankenversicherung in spanischer Sprache, ohne die man auf gar keinen Fall ins Land kommt, frägt keiner!
Der Straßenverkehr ist ebenso chaotisch wie in anderen lateinamerikanischen Ländern, wenn auch die Autos meist nicht mehr ganz die neusten sind. Die Taxifahrer rufen fast schon zwanghaft „Taxi, Taxi“. Auch das Kabelwirrwarr der Stromleitungen kommt mir bekannt vor. Selbst im Lärmpegel unterscheidet sich Kuba nicht von seinen lateinamerikanischen Nachbarn. Also ist Kuba doch gar nicht so anders?
Außerdem könnte man in einem Land, in dem die Menschen angeblich so furchtbar unterdrückt werden vermehrte Militär- und Polizeipräsenz vermuten. Fehlanzeige! Da war mir anderswo schon mulmiger zumute, wo bis unter die Zähne bewaffnete Polizisten durch die Städte patrouillieren.
Nein, in dem Land ist sicher nicht alles Gold was glänzt, aber ein anderer Planet ist Kuba sicher nicht! Das Handy funktioniert ganz normal, man fährt längere Strecken mit bequemen Viazul-Reisebussen, in kleinen Supermärkten bekommt man alles mit dem Peso Convertible – in den kleinen Läden können nur Kubaner mit Lebensmittelmarken einkaufen. Ja, ich hör sie schon die Kritiker: Was, Lebensmittelmarken?! Man kann sicher über die Vor- und Nachteile diskutieren, aber mir erscheint dieses System nicht schlecht, denn damit erhält jeder Kubaner eine monatliche Grundration an Nahrungsmitteln, und das würde man sich anderswo, wo Kinder unterernährt sind, sicher auch wünschen. Die Kubaner jammern natürlich, dass die Lebensmittelmarken nicht ausreichen. Nur wenn das einer der zahlreichen übergewichtigen Kubaner sagt, gewinnt diese Aussage nicht gerade an Glaubwürdigkeit. Vielleicht kompensieren die Kubaner aber auch den Mangel an Lebensmittelmarken mit dem Konsum des guten und sehr günstigen Eises, für das die Menschen stundenlang anstehen, eine Art Freizeitbeschäftigung in Kuba.
Sind nun alle überzeugt? So anders ist Kuba doch wirklich nicht. Oder etwa doch? Für Kommunikations- und Informationsjunkies ist ein mehrwöchiger Aufenthalt auf Kuba allerdings eine harte Prüfung! Die Welt könnte um mich herum untergehen, ich würde es nicht merken! In den Fernsehnachrichten wird im Wesentlichen über Kuba berichtet, vielleicht noch über Venezuela, aber das war’s dann auch. Internet gibt es zwar, aber kaum in Privathaushalten und WLAN ist sowieso vollkommen unbekannt. Bleiben nur öffentliche Internet-PCs in den staatlichen Telepuntos. Für den Internet-Zugang benötigt man dann eine spezielle Karte mit Zugangsdaten. Die wiederum kann man für 3 CUC/30 Minuten oder 6 CUC/1 Stunde in den Telepuntos kaufen. Wenn sie nicht gerade ausverkauft sind! Selbes gilt fürs Telefonieren, sofern man nicht teure Roaminggebühren mit dem Handy zahlen möchte. Man benötigt eine Karte, die es in verschiedenen Werten gibt, von 5 CUC bis 20 CUC. Die 20 CUC-Karte scheint es jedoch nur theoretisch zu geben. Und auch die anderen sind oft ausverkauft. Hat man dann endlich mal eine 15-CUC-Karte erstanden, ist sie nach einem 10-Minütigen Gespräch auch schon aufgebraucht! Somit ist das so mühsam erkämpfte Telefonat kaum billiger als mit dem Handy.
Was Telekommunikation angeht muss Kuba also doch auf einem anderen Planeten liegen. Anders sind die exorbitanten Preise nicht zu erklären. Und so investiere ich einen großen Teil meiner Reisekasse in verschiedene Kommunikationsmittel.
Eine gute Nachricht aber noch zum Schluss. Seit Juni 2013, leider nach meinem Aufenthalt, gibt es mehr Internetcafés, die Internettarife wurden gesenkt und es soll angeblich auch ein wenig schneller sein. (http://amerika21.de/2013/05/83066/kuba-internetcafes)